Als Lina sich im letzen Oktober auf den Weg gemacht hat, kam das recht überraschend. Lina war eine Tierschutzhündin aus Spanien. Mit 2 Jahren ist die Leishmaniose bei ihr ausgebrochen. Jedes Jahr mit ihr war daher ein Geschenk. Im letzen Oktober war sie 10,5 Jahre alt und ich dachte sie wird locker 12 oder 13. Es sollte aber nicht sein. Von einem Tag auf den anderen hat sie einen extrem schnell wachsenden Gesäugetumor entwickelt. Ich konnte täglich dabei zuschauen wie er größer wurde.
Lina hatte es mir angekündigt, dass sie sich auf den Weg machen würde. Da ihr Immunsystem im Laufe der Jahre, durch die Leishmaniose immer stark beansprucht war, konnte sie diesem Tumor nichts mehr entgegen setzen. Ich beschloss also jeden Tag mit ihr zu feiern. Ich bereitete mich und sie vor, indem ich ihre Freunde und Menschen einlud, die sie im Laufe der Jahre lieben gelernt hatten. Ich ging mit ihr noch einmal an all die Orte, die besonders geliebt hat. Und ich half ihr dabei ihre Energie so gut es ging abzubauen.
An dem Tag an dem sie mir dann deutlich signalisierte, dass sie soweit ist, hatte sie das erste Mal starke Schmerzen. Sie schien soweit noch fit, fraß und hatte einen klaren Blick aber etwas in mir sagte, es ist jetzt gut. Sie leidet und ich möchte es ihr leicht machen zu gehen. Ihr Leben war durch die Leishmaniose immer wieder geprägt durch Phasen in denen es ihr nicht gut ging und zumindest diesen letzen Weg wollte ich ihr erleichtern. Also sprach ich mit meiner Tierärztin, die Lina seit ich sie mit 5 Monaten zu mir nahm, kannte.
Wir beschlossen zu schauen wie Lina auf sie reagiert. Ich sagte ihr in Gedanken immer wieder, dass sie, wenn sie nicht soweit war eindeutig Zeichen geben sollte. Als Irina zur Tür herein kam begrüßte Lina sie freudig. Dann legte sie sich hin und streckte ihr das Hinterbein entgegen. Irina und ich waren sprachlos. Es war so eindeutig, dass auch Lina diesen Weg gehen wollte. Ich zeigte ihr das Narkosemittel, welches sie bekommen würde und sagte ihr noch einmal, wenn du nicht soweit bist, dann kannst du jetzt aufstehen. Du darfst das selber entscheiden. Lina blieb liegen.
Ich hatte die Tage immer wieder mit ihr gesprochen, ihr für die gemeinsame Zeit gedankt und all das was sie mir in meinem Leben geschenkt hat Revue passieren lassen. Ich habe sie an Momente in ihrem Leben erinnert die lustig, traurig und einfach schön waren. Ich bin in Gedanken mit ihr ans Meer gegangen und habe mich mit ihr an die schönsten Momente in unserem gemeinsamen Leben erinnert.
Ich nahm ihren Kopf in beide Hände und merkte wie sich sich hineinfallen ließ. Ich spürte wie müde sie von diesem Leben war und spürte eine enorme Erleichterung. Irina legte den Zugang und ich sprach sanft mit Lina. Sie war ganz ruhig und schaute mich liebevoll an und ich wusste es ist gut. Irina wartete noch einen Moment und gab uns beiden Raum und Zeit um noch ein letztes liebevolles miteinander zu teilen. Dann war es soweit und sie gab Lina das Narkosemittel. Sie hatte die Spritze noch nicht abgesetzt und mir schoß das Bild in den Kopf wie Lina mit ihrem Bruder Tuli, der einige Jahre vorher gestorben war, über eine Wiese tobte, frei unbeschwert, glücklich. In dem Moment wusste ich, dass sie so schwach gewesen war, dass die Narkose ausgereicht hatte.
Irina gab ihr trotzdem noch das Mittel zum einschläfern aber ich wusste sie hätte es nicht gebraucht. Wir saßen noch eine ganze Weile bei Lina und sprachen über sie.
Rund um die letzten Tage gibt es viele Missverständnisse und viele Ängste. Sterben ist ein natürlicher Teil des Lebens. Wir werden geboren und wir sterben. Das steht vom ersten Tag unseres Lebens fest und ist ein Naturgesetz das wir überall beobachten können. Damit sind Sterben und der Tod ganz natürlich.
Bedeutet das, dass du dein Tier natürlich begleiten musst? Nein! Es bedeutet einfach nur, dass Sterben ebenso wie die Geburt mit zum Leben gehört. Es gibt Geburten die ohne Hilfe ablaufen und es gibt Geburten, da braucht es einen Kaiserschnitt damit Mutter und Kind überleben. Ähnlich ist es in der Sterbehilfe. Es gibt Tiere die lassen natürlich los und es gibt Tiere da ist es eine große Erleichterung, wenn ihnen geholfen wird.
Sterben ist wie die Geburt
Die Sterbeforscherin Dr. Kübler Ross hat den Sterbeprozess mit der Geburt verglichen. Es gibt Schmerzphasen, die den Wehen gleichen und dazu da sind, die Seele aus dem Körper zu pressen. Auch wenn das ein natürlicher Teil des Sterbeprozesses ist, der mitunter auch nötig ist, damit sich die Seele aus dem Körper löst, ist es für den begleitenden Menschen mitunter sehr schwer auszuhalten. In dieser Phase solltest du dir jemanden zur Hilfe holen, der sich mit der Sterbebegleitung auskennt und dir erklären kann was gerade passiert.
Schreien, Stöhnen und Unruhe gehören dazu
Der Sterbeprozess kann mit viel Unruhe, Stöhnen und manchmal auch schreien des Tieres einhergehen. Dies dient unter anderem dazu Energie abzubauen. So lange der Körper genügend Energie hat, kann die Seele nicht aus ihm heraus. Die Schmerzen die dein Tier dabei eventuell hat sind wie die Wehen in der Austreibungsphase. Dies erinnert stark an die Geburt und löst bei dir mitunter ein starkes Gefühl der Hilflosigkeit und Ängste etwas falsch zu machen aus. Das ist ganz normal!
Achte auf dich!
Verlasse dich nicht darauf was andere sagen sondern achte auf dein Bauchgefühl. Deine Intuition ist ein sicherer Ratgeber und führt dich im Sinne deines Tieres. Wenn sich etwas nicht gut anfühlt, dann verlasse dich darauf, dass die Lösung eine andere ist. Als Richtlinie kann dir dabei folgendes dienen: Habe ich Angst? Wenn ja, dann warte mit einer Entscheidung ab.
Sei im Sterbeprozess gut zu dir. Wenn du an deine Grenzen kommst und merkst, das halte ich nicht mehr aus, dann sage deinem Tier das. Es ist legitim und du hast das Recht darauf so zu begleiten wie es sich für dich richtig anfühlt. Dein Tier ist mit dir verbunden und dein Bauchgefühl leitet dich in dieser gemeinsamen Lebensphase an. du es kannst. Folgen deinem Bauchgefühl und lasse dir nicht reinreden, egal von wem!
Ist es da legitim zu sagen ich kann das nicht?
Absolut ja! Das Tier ist auf dem Weg den Körper zu verlassen und du kannst diesen Prozess nur soweit mit begleiten, wie du emotional dazu in der Lage bist.
Versetz dich einmal an die Stelle des Tieres. Würdest du wollen, dass Menschen die dich im Sterben begleiten, nach deinem Tod ewig weiter leiden und zweifeln oder würdest du wollen, dass es ihnen gut geht?
Du kannst deinem Tier sagen, dass du an deine Grenzen gekommen bist und ihm helfen möchtest den Körper zu verlassen. Du kannst ihm sagen, dass du den Tierarzt für (Zeit) bestellt hast. Du kannst ebenso den Termin noch einmal verschieben, wenn du merkst, das passt doch nicht.
Den richtigen Zeitpunkt wählen
Eine Entscheidungshilfe die sehr hilfreich ist, ist folgende: So lange du dich fragst, ob jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, warte ab. Wenn der Zeitpunkt für die Euthanasie gekommen ist, wirst du es ohne Zweifel wissen. Du wirst dich nicht mehr fragen, ob du einen Fehler machst. Es fühlt sich richtig an.
Nimm dir Zeit
Nimm dir die Zeit und genieße die Tage mit deinem Tier. Sich im Sterben zu befinden bedeutet nicht, dass das Tier jegliches Interesse an seiner Welt verliert. Die Hündin Pepper, wollte bis einen Tag vor ihrem Tod jeden Tag einmal an ihren Lieblingssee. Dort saß sie mit ihrem Menschen und nahm sich Zeit, um sich von der Welt die sie kannte zu verabschieden.
In der Sterbephase vergessen wir oft uns mit den schönen Momenten zu verbinden
Also fahre noch einmal an die Lieblingsorte. Lade alle wichtigen Menschen ein, damit sie sich verabschieden. Es ist ein schönes Ritual und zu wissen, dass alle noch einmal Tschüs gesagt haben, sich an gemeinsame Erlebnisse erinnert haben und dem Tier gedankt haben schafft großen inneren Frieden und du wirst sehen, dass auch im Angesicht des Todes gelacht werden darf.
Wenn es dann soweit ist und du hast dich für die Euthanasie entschieden
suche dir im Vorfeld einen Tierarzt der zu dir nach Hause kommt. Tiere sind im Sterbeprozess in der eigenen Umgebung wesentlich ruhiger als in einer Tierarztpraxis. Zu Hause lenkt sie der Geruch der Tierarztpraxis nicht ab. Auch andere Tiere und alte Gefühle der Angst kommen nicht dazwischen. Wenn dies nicht möglich ist, dann erkläre deinem Tier, dass es nicht anders geht aber dass sie bei ihm sind.
Was, wenn ich mich umentscheide?
Wenn dich im letzten Moment Zweifel überbekommen dann verschiebe den Termin. Warte so lange bis du dir sicher bist. Euthanasie ist nichts was man durchzieht und dann ist gut. Denke daran, dass du für den Rest deines Lebens mit, deiner Entscheidungen lebst.
Die Euthanasie meines Tieres war eine Katastrophe!
Schuldgefühle und Traumatisierungen nach einer Euthanasie sind nicht selten. Diese können aber genauso auftreten, wenn das Tier auf natürlichem Wege begleitet wird. Meist liegt es daran, dass du dein Bauchgefühl ignoriert hast oder von anderen in eine Entscheidung gedrängt wurdest oder sich dein Tier noch einmal aufgebäumt hat, geschrien hat oder sich in einer Form geäußert hat mit der du nicht gerechnet hast.
Es ist verständlich, dass du dadurch verwirrt, erschreckt und wütend bist. Aber ich kann dir versichern, dass du nichts falsch gemacht hast! Einer der Gründe warum ich die Ausbildung zur Seelenkommunikatorin gemacht habe, war der Seele des Tieres eine Möglichkeit zu geben ihren Menschen, diesen letzten Moment zu erklären. Dabei habe ich im Laufe der Jahre immer wieder über die liebevollen Botschaften gestaunt die Tiere ihren Menschen übermittelt haben. Im Kern hatten all diese Botschaften dieselbe Aussage.
Wenn die Seele den Körper verlassen hat
Sobald die Seele aus dem Körper geschlüpft ist, ist der Weg den sie vorher gegangen ist egal. Das Glücksgefühl das in dem Moment entsteht, wenn der Körper losgelassen wird ist unbeschreiblich. Es ist ein Moment der so voller Liebe, Frieden und Freude ist, dass es wirklich keinen Unterschied macht ob er natürlich stattgefunden hat oder nicht.
Alle Tiere mit denen ich diese Kommunikation gemacht habe, hatten eine Botschaft für ihre Menschen. Sie konnten erklären warum sie diesen Weg gewählt haben und was ihr Menschen dabei lernen sollte. Es ist immer ein gemeinsamer Weg und auch wenn es sich nach einer Entscheidung anfühlt die ich als Tierhalter treffe, so haben mir alle Tiere bestätigt, dass es da keine Zufälle gibt.
In Liebe Michaela Susanne Faber